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Elisabeth Rass

Tourismus Community – Community Tourismus

Warum brauchen wir neue Formen der Zusammenarbeit?



Community steht für Gemeinschaft, für eine Gruppe von Menschen mit Zusammengehörigkeitsgefühl, welche ein gemeinsames Ziel verfolgen, Interessen teilen und sich den gleichen Wertvorstellungen verpflichtet. Egal ob es sich ich um eine Interessensgemeinschaft, einen Verein oder eine Online-Community handelt, sie alle basieren auf einem globalen Beziehungsnetz, in dem man sich mit wenig Aufwand austauschen und miteinander kommunizieren kann.


Eine Tourismus-Community ist folglich eine Gemeinschaft von Tourismustreibenden, die sich zusammenschließen und ein gemeinsames Ziel verfolgen oder vereint Lösungen erarbeiten, um Herausforderungen zu meistern. Ein touristisches Produkt, das aus diesem gemeinsamen Handeln entstehen kann, ist der Community Tourismus, sprich der gemeinschaftsbasierte Tourismus.



Community Tourismus – ein Weg des nachhaltigen Tourismus


Community-based Tourism (CBT) ermöglicht den Reisenden, sich eng mit den lokalen Gemeinschaften vor Ort zu verbinden. Bewohner*innen zeigen Besucher*innen ihr Land, ihr Leben und ihre Kultur und diese übernehmen wiederum soziale und ökologische Verantwortung. Durch authentische Erlebnisse und das Gefühl einen eigenen, wichtigen Beitrag zum Erhalt dieser lokalen Gegebenheiten leisten zu können, kommt es zu einer klaren Win-Win-Situation.


Das Angebot von gemeinschaftsbasiertem Tourismus ist vielfältig und kann einen Aufenthalt bei einer Gastfamilie in der Teeregion Assam in Indien, einen Homestay und Mithilfe bei der Essensausgabe einer lokalen Schule in Thailand oder Ausflüge in eine nachhaltige Produktionsstätte von traditionellen Textilien in Peru beinhalten. Organisationen wie „Local Alike“ arbeiten dabei Hand in Hand mit Einheimischen.


Community ist also ein Begriff der sowohl bei Reisenden und den touristischen Produkten seine Bedeutung findet, als auch bei den Tourismustreibenden. Der Aspekt Tourismus-Community, sprich der Zusammenschluss von Tourismustreibenden auch außerhalb der uns bekannten Organisationen, hat enormes Potential, um die großen Themen unsere Zeit gemeinsam anzugehen.



Tourismus Community - einige Beispiele


Ein uns allen bekanntes, mit der Zeit leider etwas aus den Fugen geratenes Beispiel für Tourismus Community, ist die internationale Online-Plattform Airbnb. Ein freies WG-Zimmer wird online hochgeladen und von Menschen gebucht, die eine authentische Unterkunft einem Standard-Hotelzimmer vorziehen. Angebot trifft Nachfrage. Doch mit dem Wachstum der Community entwickelte sich auch die ursprüngliche Grundidee weiter und heute finden wir nicht nur ein authentisches WG-Zimmer, das von Studenten vermietet wird, sondern auch zahlreiche Unterkunftsbetriebe, welche die Online-Plattform als zusätzliches Marketingtool für ihre Betriebe nutzen. Auch Zusatzprodukte wie authentische Entdeckungen mit Locals können gebucht oder – situationsbedingt – online abgespielt werden.


Auf nationaler Ebene, „made in Italy“ sozusagen, gibt es ein sehr gutes Beispiel für Tourismus Community, das „Albergo diffuso“. Die Grundidee: Leerstehende Häuser, welche nach dem Erdbeben in Friaul-Julisch Venetien im Jahre 1976 renoviert wurden, werden für touristische Zwecke genutzt. Nach dem Motto „un po' casa e un po' albergo, per chi non ama i soggiorni in hotel“ werden verschiedene, untereinander getrennte Wohneinheiten angeboten, die sich aber alle im selben Stadtkern befinden. Das dadurch entstandene Produkt, geht auf die steigende touristische Nachfrage nach Respekt für die Umwelt, Authentizität und Nachhaltigkeit ein.


Auch in Südtirol gibt es Tourismus Communities, also Zusammenschlüsse von Unterkunftsbetrieben, die dieselbe Leidenschaft teilen und die gleiche Produktqualität anstreben. Die BikeHotels Südtirol zum Beispiel, verbindet seit 20 Jahren nicht nur die Liebe zum Radfahren, sondern auch die gemeinsamen Qualitätskriterien, die eingehalten werden müssen. Dieser Zusammenschluss bringt nicht nur wesentliche Vorteile im Bereich Marketing und Kommunikation, sondern bietet auch die Möglichkeit neuer Formen der Zusammenarbeit. Vor allem bei dem sehr aktuellen Thema Mitarbeitersuche können Hotelbetriebe hier schnell reagieren und beispielsweise einen Bikeguide für mehrere Hotels gemeinsam anstellen. Der Vorteil: die Hotels sparen Ressourcen ein und der Bikeguide ist voll ausgelastet.



Drei konkrete Möglichkeiten der Kooperation im Tourismusbereich


Gerade in der Reisebranche, in der sehr viele verschiedene Akteure interagieren, ist es notwendig sich immer neu zu vernetzen und mit anderen Playern zu kooperieren. Wichtig sind dabei eine solide Vorbereitung, klare Ziele und eine offene und ehrliche Kommunikation. Hier drei konkrete Möglichkeiten:


Horizontale Unternehmenskooperation: Kooperationen mit derselben Branche und auf gleicher Produktionsebene – Beispiel: Ein Hotelbetrieb bietet mit einem anderen Unterkunftsbetrieb ein gemeinsames Paket an, z.B. 2 Tage Aufenthalt in der Stadt kombiniert mit 2 Tage Aufenthalt am See oder am Berg.


Vertikale Unternehmenskooperation: Kooperationen auf unterschiedlicher Produktionsebene - Beispiel: Ein Unterkunftsbetrieb arbeitet mit dem lokalen Bäcker oder Bauer vor Ort zusammen und integriert diese Produkte in seine Dienstleistung.


Laterale Unternehmenskooperation: Kooperationen mit Unternehmen, die persönliche Dienstleistungen erbringen – Beispiel: Ein Unterkunftsbetrieb arbeitet mit externen Kosmetikerinnen, Masseuren oder Fitnesstrainern zusammen.



Warum ist eine Tourismus Community wichtig?


Wir leben in einer globalen Welt und in einem Zeitalter, das von einer ungeheuer hohen Veränderungsgeschwindigkeit geprägt ist. Umweltschutz, Mobilitätslösungen und auch die aktuelle Pandemie sind nur einige der Themen, die uns alle betreffen, einen direkten Einfluss auf die Reisebranche haben und einen Zusammenschluss von den verschiedenen Playern voraussetzen, um effiziente Lösungsansätze zu erarbeiten.


Das folgenden Zitat aus dem brand eins Artikel „Bauanleitung für eine bessere Welt“ bringt den Gedanken der Community auf den Punkt: „Die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts wird sein, uns der Tatsache zu stellen, dass auf einem dicht besiedelten Planeten die Schicksale aller Menschen untrennbar miteinander verbunden sind. Und dieses gemeinsame Schicksal wird neue Formen der globalen Zusammenarbeit erfordern.“


Die ganz großen der Tourismusbranche machen es uns vor und setzen ein klares Zeichen in Richtung Community-Denken. So haben sich Booking.com, Google, Skyscanner, Trip.com Group, Tripadvisor und Visa zusammengeschlossen und die gemeinnützige Organisation Travalyst gegründet. Ziel ist es die notwendigen systemischen Veränderungen zu erkennen und nachhaltiges Reisen aus der Nische und in den Mainstream zu bringen. Die Akteure sind überzeugt, dass der Tourismus eine Schlüsselrolle bei der Verwirklichung einer nachhaltigen Zukunft für unsere Welt spielen kann und muss. Als treibende Kraft möchte die Organisation das Reisen neu definieren und auch für die nächsten Generationen nachhaltig erlebbar machen.


Auch wir als tourisma möchten unsern Beitrag dazu leisten und die Entwicklung der Tourismus Community Denkweise in Südtirol fördern. Durch unsere Blogbeiträge wollen wir informieren, sensibilisieren und anregen. Bei unseren Netzwerktreffen schaffen wir eine Plattform des kreativen Austausches, in dem wir gemeinsam hinterfragen und neue Lösungen andenken.


Dieser Blogbeitrag ist eine Einladung, die großen Themen unserer Zeit gemeinsam anzugehen, uns auch außerhalb unserer Organisationen zu vernetzen, uns darüber auszutauschen und nicht nur „out of the box“ zu Denken, sondern vielleicht sogar einmal so, als würde es gar keine Box geben.



 

Quellen und weiterführende Informationen:



Fotocredits:


Markus Winkler on Unsplash

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